11.02.2008

An jedem verdammten Montag

Das Problem der meisten Rentner ist, dass sie nicht wissen, was sie mit der vielen Zeit anfangen sollen, die ihnen plötzlich zur Verfügung steht. Zugegeben, Joschka Fischer kann man nicht mit einem gewöhnliche Rentner vergleichen und eigentlich hätte er ja genug Dinge die ihn beschäftigen. Aber Fischer braucht wie fast jeder andere Ex-Promi, -Politiker und Selbstdarsteller eine Bühne. Das Vortragen an einer amerikanischen Spitzenuniversität scheint nicht die richte Plattform gewesen zu sein. Es ist zwar zugegeben eine elitäre Aufgabe, die dem Schulabbrecher sicherlich für sein Ego wichtig war. Immerhin hat Fischer wie so viele seiner Politik- und Altersgenossen die "ich-habe-es-allen-gezeigt"-Attitüde. Doch das Semester ging zu Ende und Fischer musste sich fragen, was nun?
Da er leider, anders als Schröder, seine Ideal nur kurz zu Hause gelassen und nicht vollständig verscherbelt hat, hat der Uhu keinen Schurkenstaat in dem er gefeiert wird. Außerdem denkt Fischer auch an sein Vermächtnis. Deswegen stand bereits vor Langem fest, eine Biographie muss her. Darin hat der gute Mann, dann mal schnell seine Weste gewaschen und sich selbst, als Moderator, Modernisierer, Realisten und Opfer internationaler Spannungen dargestellt. Je nachdem, was gerade passend war.
Und jetzt? Jetzt fesselt er uns mit seinen tollen Montagskolumnen auf zeit.de. Bereits das Bild auf der Startseite - Fischer, den Kopf auf Zeigefinger und Daumen gestützt, nachdenklicher Gesichtsausdruck - lässt es erahnen: Hier erkennt jemand den Ernst der Lage. Ja, jeden Montag bekommt man die totale Erleuchtung von Joschka direkt auf den Bildschirm. Geschichtsprofi Fischer schafft es nicht nur jedes Mal die zu besprechenden Geschehnisse perfekt in den historischen Kontext einzugliedern. Nein, seine Analysen sind auch noch brilliant. Hätter ihr sonst gewusst, dass die Ergebnisse des Klima Gipfels auf Bali ein fauler Kompromiss waren und die USA in Gaza gescheitert sind? Oder dass die Krise in Pakistan nicht nur politisch sondern auch sozial und konstitutionell begründet ist? Warum konstitutionelle Probleme nicht ein Teilbereich der politischen sind, wird wohl immer Joschkas Geheimnis bleiben.
Heute erklärt uns Fischer im übrigen warum eine Modernisierung ohne Demokratie und Rechtstaatlichkeit wie in China oder Russland nicht funktionieren kann. Korruption ist nämlich nur eine der vielen schwergewichtigen Folgen, wenn es keine Meinungsfreiheit und keine freie Justiz gibt. Ob er diese brilliante Art des Analysierens von seinen Studenten gelernt hat. In fischerscher Selbstbeweihräuscherungsmanier verschweigt er natürlich, dass er Außenminister in der Regierung gewesen ist, die Russlands wichtigster Partner war, der die Auflösung freier Medien und die Zerstörung der Opposition von Außen stützte.
Zugegeben, Fischer hat zu einigen Themen einige Fakten zu bieten, die nur ein ehemaliger Außerminister haben kann. Aber seine Kollumne ist voller Allgemeinplätze und nichtssagender Sätze. Jedes Mal frage ich mich, ob er das alles schreibt, weil er eine Zeilenvorgabe erfüllen muss, oder ob er selbst darauf bestanden hat so viel schreiben zu dürfen. Mein Tipp daher an alle: Bitte fernhalten.

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