10.01.2008

Das Diktatorentiererzbaby oder Caligula

Das gute an diesem Blog ist, dass ich eh kaum Leser habe. Daher fällt es mit nicht schwer mich dem digitalen Nihilismus hinzugeben und zu schreiben, was ich will. Ob die immer gleichen 4 das hier lesen ist mir dann auch egal. Man könnte sagen, ich bin am weitesten entfernt von dem, über den ich jetzt schreiben werde. Denn während das hier die totale Meinung ist, wertet er sich als etwas neutrales. Während dies hier nahezu unbeachtet bleibt, ist er fast omnipräsent.

Was macht ihn aus? Den Mann, mit der zur Zeit wohl kontroversesten Kunst Deutschlands. Dessen Kunst diskutiert, kritisiert, belächelt, verschmäht und hoch gehandelt wird. Den Mann, der sich selbst noch nicht als Künstler sieht (ob er einer ist, wisse nur die Kunst). Den Mann, der in einem Interview Beuys kritisiert. Den, der gerne wäre wie (der Gewaltherrscher) Caligula oder das Diktatorentiererzbaby. Warum darf er sich im Tate Modern, als Geisha verkleidet (trotzdem in Adidas Jacke), eine Flasche Whiskey hinter die Binde kippen und Leute beleidigen. Die diskutieren dann noch drüber. Das die meisten die Performance langweilig fanden ist dabei egal.
Zugegeben, auch ich war da, als Meese in Hamburg zu einer seiner kranken Sitzungen geladen hatte. Auch ich habe mich gelangweilt. Ein Typ, der ekelhaften Kram macht und den rechten arm zum Gruß hebt. Gähhn. Da habe ich besseres gemacht, ohne dafür Eintritt zu verlangen.
Dass Typen in Cordhosen, Rollkragenpullis und stylischen 70's Sakkos das "total heftig" finden kann ich trotzdem verstehen. Ja, die Kunstszene liebt ihn. Vor allem die Kritiker, die sich an ihm reiben können. Und er, der eh nichts will, sondern nur tut, was die Kunst von ihm verlangt. Systemzerstörend soll Kunst sein, sagt er. Und inszeniert sie so auch in der Tat. Inszenierung ist bei ihm ohnehin wichtig. Er insziniert seine Kunst, sich selbst und sein Leben wie kaum ein anderer. Und ja, er ist systemzerstörend. Das muss man ihm lassen. Das, und seine Rastlosigkeit und Omnipräsenz machen ihn zu dem, was er ist. Es reicht ein Interview mit ihm zu sehen und man ist überzeugt: Der Mann ist ein getriebener? Getrieben wovon? Der Revolution der Kunst. Sagt er.



copyright spiegel.deOb Inszinierung, Krankheit oder nur Tatsache. Zumindest hält es ihn kreativ. Oder (nur) aktiv - ich kann das nicht beurteilen. Nun ist er wieder da. Diesmal als Objekt der Kunst. Und doch irgendwie Künster. Er im Mittelpunkt seiner Kunst, wie eigentlich immer. Nur besser. Der Mann, dessen Ausstellungen von Selbstportraits strotzen auf allen Bildern. Der Fotograf Peter Hönnemann hat ihn portraitiert. In einer 24stündigen Session haben sie Bilder gemacht. 100 davon werden jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Kunst, die für Meeses Verhältnisse doch sehr ruhig und ästhetisch ist. Das war wohl das Werk des Fotografen. Also, wer noch nicht da war, auf jeden Fall hingehen. Es lohnt sich.

Interessant
Meeses SchulSpiegel-Fragebogen

Keine Kommentare: