19.02.2008

Spiel was dir gefällt

Stellt euch vor, ihr dürftet mal euch selbst spielen und würdet dafür bezahlt. Oder besser, ihr dürftet euren Boss spielen und würdet dafür bezahlt, oder einen Kollegen. Filmschauspieler können so ziemlich jeden spielen. Ist ja ihr Job. Comic-Helden, Übermenschen, Präsidenten, Generäle, Mütter, Väter, schangere Männer, Journalisten, Schriftsteller und manchmal auch, wie John Malkovich, sich selbst. Und weil es am schönsten ist Kritiker über die eigene Zunft zu sein, spielen Schauspieler gerne Hollywood-Promis, Studio-Besitzer oder Produzenten.
Besonders toll ist das, wenn es nicht vor der Kamera, sondern auf der Bühne passiert. Denn was dem Musiker die Konzerthalle ist, ist dem Schauspieler das Theater. Die Echtzeit-Aufführung ist und bleibt die Königsdisziplin. Deswegen kann man mit etwas Glück auch gute Schauspieler und Hollywood-Größen hautnah erleben. Hier in Deutschland ist das wegen der Sprachbarriere etwas schwierig.
Aber wer sonst nichts zu tun hat, sollte mal nach London ins Old Vic. Da laufen gerade Jeff Goldblum und Kevin Spacey in Speed the Plow (Die Gunst der Stunde) von David Mamet über die Bühne. Sie gastieren mit dem Stück im Mai übrigens auch bei den Ruhrfestspielen. Ihr könnt es also auch dort sehen und braucht nicht einmal fliegen. Praktischer Weise bietet die Website der Ruhrfestspiele auch eine Beschreibung:

Bobby Gould (Jeff Goldblum) hat es geschafft. Endlich. Nach jahrelangem Intrigieren ist er aufgestiegen zum Produktionschef eines großen Hollywood-Filmstudios. Nur eines fehlt ihm noch zu seinem Glück: ein Blockbuster. Den bietet ihm Charlie (Kevin Spacey) an, sein alter Kumpel und Schauspielagent. Dem Erfolg stünde nichts im Weg, würde nicht Karen (Laura Michelle Kelly), seine attraktive Aushilfssekretärin, ihm über sein Schlafzimmer ein ambitioniertes Drehbuch anbieten, mit dem er in die Geschichteder Filmkunst eingehen könnte. Der Konflikt ist vorprogrammiert: Kunst oder Geld? Das ist die Frage.

Leider wird diese Beschreibung dem Bühnenstück nicht gerecht. Die angeblichen Intrigen hat sich er Beschreibungs-Autor selbst ausgedacht. Der Blockbuster ist ein Film der mit Schwarzen in einem Gefängnis zu tun hat. Irgend so ein Klischee-Dreck, für den aber ein großer Schauspieler zugesagt hat. Das Buch, dass Bobby Karen persönlich zum Lesen gegeben hat, ist auch nichts Überragendes. Es geht natürlich um Liebe und das Ende der Welt durch Strahlung. Selbst dem Theaterbesucher wird klar, dass den Mist kein Menschen sehen will. Die Geschichte hat also wenig mit schwarz-weiß-denken und erhobenem Zeigefinger zu tun. Und ist nur eine kleine Kritik an Hollywood. Vielmehr eine Kritik am Leben. Dafür ist sie umso lustiger.
Die beiden Protagonisten werden durch Goldblum und Spacey bestens dargestellt. Der eine groß, schlank, erfolgreich (beruflich und bei Frauen), der andere klein, untersetzt und wenig Haare, läuft dem Erfolg hinterher. Beide reden fast ohne Pause und ständig durcheinander. Sind von sich selbst überzeugt, wenn auch Charlie den Erfolg dringend braucht. Die Dialoge sind in der Tat komisch. Wer also jetzt oder im Mai nichts vor hat: London oder Recklinghausen. Beides sind sehr interessante Städte.

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