19.12.2007

Das Ende der Internet-Demokratie

Er hat es geschafft. Wladimir Putin ist endlich in einer Liga mit Stalin und Hitler angekommen. Aber auch mit Brandt, Churchill, Walensa und Johannes Paul II. Wie jetzt? Ja, der Mann hat es drauf, egal ob beim Angeln, Karate oder dem Einweihen neuer Superraketen, Putin macht immer eine gute Figur. Deswegen ist er jetzt vom Time Magazin zur Person des Jahres 2007 gewählt worden. Und dafür, dass er Russland stabilisiert hat. Die Russen sind begeistert, Beifall durch die gesamte sehr heterogene russische Medienlandschaft hinweg.
Das dürfte auch seinen Freund Gerhard Schröder freuen. Allerdings hat der jetzt Ärger mit Putins Frau. Denn der Präsident hat noch nicht gesagt, wo er den Spiegel hinhängen wird, den man (angeblich) als Sieger bekommt. Ob im gemeinsamen Büro oder zu Hause, er will sich noch nicht festlegen.
Da sich die Bunte bestimmt um die Frage, welcher Partner dem lupenreinen Demokraten wichtiger ist, kümmern wird, gehen wir mal auf das wichtigere Thema ein: Wieso Putin? Es soll doch die Person mit dem größten Einfluss auf das Geschehen des jeweiligen Jahres sein. Und damit wohl die, die den Zeitgeist am meisten bestimmt hat.

Der kleinwüchsige Russe hat doch wirklich einiges vollbracht. Demokratischer Herrscher auf Lebenszeit - zumindest scheint es so. Und ohnehin gab es in den letzten Jahren ja keine großen Persönlichkeiten, die Time hätte auszeichnen können. Die Sieger seit 2003: Der amerikanische Soldat, George W. Bush (ja, der heutige amerikanische Präsident), die guten Samariter und die Internetnutzer.

Eigentlich hatte Bush doch schon 2004 das Schlimmste angerichtet. Wohl gerade deswegen. Und 2006 aus Mangel an Kandidaten einfach uns Internutzer zum Sieger zu erklären, kann doch auch nur Verarschung gewesen sein! Auf unseren Spiegel warten wir außerdem immer noch.
'...for seizing the reins of the global media, for founding and framing the new digital democracy, for working for nothing and beating the pros at their own game...' war damals die Begründung. Na ja, ist das jetzt glaubwürdig? Zumindest in Russland, Pakistan, China und Burma (und anderen Ländern) sollen aus Protest ganz viele Spiegel durch Gitterstäbe geflogen sein. Also in den Gedanken der Inhaftierten. Einen Spiegel hat in dem Jahr ja keiner bekommen.
gedankenpingpong versteht die Aufregung nicht. Ist doch pure Demokratie, mal wählt man das eine Extrem, mal das andere. Und wenn sie ihre Spiegel virtuell zertrümmern dürfen, dann ist die virtuelle Demokratie immer noch da.

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