23.02.2008

Der Griff ins Klo

Was folgen wird, ist der Bericht eines enttäuschten Lesers, wer also kein Bock auf ein Pamphlet hat, der sollte nicht weiter lesen.
Es geht um eines meiner (ehemals) Lieblingsmagazine Brandeins. Zugegeben, in den vergangenen 1,5 Jahren habe ich es unregelmäßig gelesen und auch das Abo abbestellt. Doch ich las es immer gerne und als ich den Titel der letzten Ausgabe "Marketing ist tot" sah, dachte ich, dass es interessant wäre. Angestachelt von einer guten Kritik im fontblog kaufte ich mir das Magazin für einen Flug, der zum Horrortrip wurde. Dies lag nicht nur an der aufkommenden Grippe, sondern viel mehr an dem durch Brandeins ausgelöstem Ärger.

Es ist schon erstaunlich, wie die Redaktion eines Wirtschaftmagazins durch ein gesamtes mono-thematisches Heft, dass sich mit Marketing beschäftigen soll dieses mit Kommunikation verwechselt. Ein Beispiel? Ein Artikel über Bierhersteller, die nicht in den Massenmedien werben. Seitenlang werden die Erfolgsfaktoren beschrieben, Produkt, Verpackung, Distribution, Preissetzung, lokales Sponsoring, Qualität. Kurz vor Ende des Artikels kommt dann ein Satz, bei dem ich beinahe ausgerastet wäre. Leider habe ich das Magazin nicht mehr (im Flieger vergessen), aber die Aussage war "erfolgreich ohne Marketing". Nein liebe Redakteure, erfolgreich mit konsequentem Marketing ohne den Einsatz von Massenkommunikationsmitteln.
Kleiner Fehler? Nein, großer Fehler und zwar einer von vielen. Auch bei einem Artikel über EON wird Marketing und Kommunikation ständig verwechselt, anstatt das Marketing in der Analyse in seine Bestandteile zu zerlegen. Ein anderer Artikel handelt von der Agentur Anomaly. Ich gebe zu, eine coole Idee, was die Jungs da machen, aber sicherlich kein Ersatz für herkömmliche Werbung. Warum? Nun ja, wenn deren Ideen darauf aufbauen, dass Reize anders gesetzt, bzw. platziert werden, als bisher, dann funktioniert das System nicht mehr, wenn es alle machen. Auf diese Idee ist der Autor leider nicht gekommen. Auf die Kritik der anderen Artikel zu deren Lektüre ich mich überwinden konnte, verzichte ich.
Leider musste ich erneut feststellen, was das Problem von Brandeins ist: Sie sind in der Lage Firmen und Ideen interessant darzustellen, Objektivität und Fachwissen um Themen zu hinterfragen und komplexe und manchmal auch weniger komplexe Sachverhalte richtig darzustellen, fehlen oft. Das allerdings die Kenntnis solch grundlegender Dinge wie der 4P des Marketing nicht einmal beachtet werden, ist sehr dilettantisch.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Für Menschen die die Pure Pellham Power Productions kennen gibt es ja auch die Fachpresse und Wirtschaftsmagazine à la Wirtschafts Woche und Manager Magazin. Ich denke die Leserschaft von brand eins ist etwas breiter angelegt und richtet sich nicht ausschließlich an Ökonomen sondern auch Personen die Berührungspunkte mit Wirtschaft haben. Gerade diese Nähe zu interessanten Autoren (z.B. Oliver Gehrs) und damit verbundenen guten Artikeln mit Wirtschaftsbezug und einem mittlerweile richtungsweisendem verdientem Layout machen das Heft interessant. Aber natürlich dürfen kapitale Fehler in der Recherche etc. nicht passieren. Aber bestellt der Herr Muster gleich seine Dorfnachrichten ab, weil sein Name im Artikel über den Taubenzüchterverein falsch geschrieben war? Das nächste Heft wird vielleicht besser. Aber ich denke dass brand eins eine Publikation die ich mir im Markt gar nicht wegdenken will. Viel zu gut.

gedankenpingpong hat gesagt…

Manager Magazin ist ja eher die Bunte für Manager. Ich finde die Brand eins ja auch gut, für mal zwischen durch, aber eine Ausgabe zum Thema Marketing, die sich allein mit Kommunikation befasst, ist nun einmal enttäuschend.

Anonym hat gesagt…

Ich kann deinen Ärger schon ganz gut verstehen. Da wird behauptet, die Bierbrauer würden kein Marketing betreiben. Ganz im Gegenteil: sie betreiben sehr erfolgreiches Marketing, sollte es heissen. Scheinbar wissen die Autoren nicht, was Marketing bedeutet. An mangelnder Recherche liegt das nicht. Sieht man einmal von diesem »Fehler« ab, fand ich die Ausgabe recht gut. Hat sie doch die Fehler des System erkannt und neue Beispiele gebracht wie es gehen kann.