08.02.2008

Ackermann Superstar

Es ist jetzt ziemlich genau 4 Jahre her, da saß ich jeden morgen in der Redaktionskonferenz einer großen Tageszeitung. Michael Schumachers Jahreseinkommen wurde in der Presse gerade heftig diskutiert und auch Joseph Ackermanns Gehalt wurde ausführlich erörtert. Immerhin hat der Mann ja 11 Mio. Euro im Jahr gemacht, bei gerade mal einer Million fester Vergütung. Es sah nicht gut für Ackermann aus. Zumindest, wenn er auf die Liebe seiner Mitmenschen aus war. Ein Turbokapitalist, der schweinereich ist - und dann auch noch schweizer Banker. Einen Prozess hatte der Gute auch noch am Hals.

Also, besagte Konferenz und die Diskussion über Ackermann. Der verdiene ja viel zu viel (damals bestbezahlter Manager Deutschlands). Was verdiene er denn im Vergleich zu Sportprofis wie z.B. Schumacher? Und dann kam es, die Aussage, die ich nie vergessen werde: Ja, der Schumacher schreibe aber Formel-1-Geschichte, an Ackermann würde sich in spätestens 10 Jahren niemand mehr erinnern.

Da hat sich der Redakteur ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt und gerade weil er kein Bankenexperte war, hätte er es vielleicht doch besser lassen sollen. Die Geschichte wird ihn wohl besseres belehren. Das Krisenjahr 2007 ist zu Ende und die Deutsche Bank hat gerade wieder ein Rekordergebniss eingefahren. 6,5 Mrd. Euro. Die Abschreibungen scheinen alle getätigt und bilanziert. Im vierten Quartal 2007 wurden gerade mal 50 Mio. Euro abgeschrieben, bei anderen waren es 5 Mrd. und mehr. Und wem hat die Bank das zu verdanken? Natürlich der guten Führung von Ackermann. "Der Erfolg sei Ackermann gegönnt. Unter seiner Führung hat das Geldhaus rechtzeitig riskante Positionen aufgelöst und Geschäftschancen wahrgenommen," würdigt ihn die Zeit. Das was bei UBS eigentlich erwartet wurde, hat er bei der Deutschen Bank gemacht. Mit Schweizer Bankentradition zum Erfolg. Die 11 Mio. Wird er in diesem Jahr sicherlich mehr als verdoppeln können, aber wen interessiert das schon. Ackermann Superstar.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und letztendlich ist es alles nicht so richtig wichtig, und stimmt im Prinzip schon, dass ein Rekordsportler noch in 20 Jahren im Buch der Rekorde steht, während einer von 10.000 global aktiven Managern dann relativ stark in Vergessenheit gerät. Ausser Larry Flint vielleicht. Andererseits kenne ich ja auch heute noch Max Schmehling UND Oskar Schindler…

gedankenpingpong hat gesagt…

Ich bin davon überzeugt, dass man Sportler länger in Erinnerung hat als Manager. Die Frage ist aber ist es das, woran sie gemessen werden sollte. Man kann ja auf verschiedene Weise argumentieren. Subjektiv gesehen könnte ich sagen, dass der Ackermann viel mehr Verantwortung trägt, für Arbeitsplätze, Angestellte und die deutsche Wirtschaft. Dafür tat die Nationalmannschaft 2006 viel für die "Volksseele". Was ich total abstrus finden kann, es aber trotzdem irgendwie stimmt.
Objektiv gesehen, kann man mit dem Markt argumentieren. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Dann ist allerdings jegliche Argumentation, wie die des Redakteurs unsachlich. Zumal der Ackermann einen sehr leistungsbezogenen Vertrag hat.
Im übrigen ist der Ackermann einer der Hauptakteure bei der Umwandlung der "Deutschland AG" in ein am Kapitalmarkt orientiertes System. Diese Umwandlung wurde zwar von der Politik initiiert, aber es bedarf an Managern die deutsche Konzerne aktiv international ausgestalten. Daher mag man seinen Namen bald vergessen, aber die Auswirkungen seines Handelns werden anders als bei Schumi und co. sehr lange nachwirken.

gedankenpingpong hat gesagt…

Im Übrigen war mir bei diesem Thema auch die grafische Umsetzung sehr wichtig. Die Wahl von Warhole war da nicht zufällig.